CELLE. Sonntag, Sonne und viel Zuneigung in der Luft – was könnte geeigneter sein als eine wunderbare Runde Muttertags-Jazz mit vertrauten Standards und einigen Wiederentdeckungen aus dem reichhaltigen Repertoire der „Black Point Jazzmen“. Mitreißenden Swing, Dixie und Blues gab es in den fast drei Stunden in Hülle und Fülle.

Eigentlich wäre das die perfekte Vorgabe gewesen für musikalische Erinnerungen und vielleicht sogar, um ein Tänzchen mit Partnerin oder Mutter zu wagen. Eigentlich hätte das Ganze wohl besser im Biergarten des Stadtpalais stattfinden können. Stattdessen spielte die Band unter der Leitung von Wolfgang Heidenreich im Saal und vor bedauerlich wenigen Zuhörern.

Mag es an einem schon verplanten Muttertag, der in den Garten oder zum Ausflug lockenden Sonne oder zu wenig Werbung und Aufmerksamkeit gelegen haben – die sieben Vollblut-Musiker auf der Bühne ließen sich den Spaß nicht nehmen und gaben ihr Bestes, um ihr Publikum zu unterhalten.

Die Einladung zum Muttertagsjazz, organisiert von der Neuen Jazzinitiative Celle, ist schon Tradition und fand an den unterschiedlichsten Spielorten statt. Gleichgeblieben ist die gute Qualität, die nicht nur Fans von Klassikern und Oldtime-Jazz erfreut. Schade ist es, dass man daraus nicht zusätzlich eine Möglichkeit für Swingtanzbegeisterte, zu Livemusik zu tanzen, eröffnete.

Mit Stücken wie „Red Hair Blues“, „The Jazzband Ball“ oder „Samantha“ war der Grundstein gelegt. Die nicht so oft gespielte „Serenade in Blue“ – einst für die Glenn Miller Band geschrieben – sorgte für ein perfektes „Cheek to Cheek“-Feeling zum Träumen. Gleich danach temporeich abgelöst von „Exactly Like You“. Nicht nur gemeinsam, sondern auch in ihren Solopartien überzeugten Klaus Heidenreich (Posaune), Claus Cordemann (Klarinette und Saxophon), Rainer Hase (Piano), Bernd Senger (Bass und Gesang), Klaus Heuermann (Gitarre), Didi Simon (Schlagzeug) sowie Wolfgang Heidenreich (Trompete) mit einem Mix aus schmusigem Blues bis hin zu temperamentvollem Swing. Dabei mussten die vorgesehenen Männer am Schlagzeug und an der Posaune kurzfristig vertreten werden. Kein Schaden, wenn es sich dabei um Klaus Heidenreich – unter anderem Posaunist der NDR-Bigband – und den erfahrenen Schlagzeuger Didi Simon handelt.

Mit so manchem musikalischen Leckerbissen ging es auch nach der Pause weiter. Vieles davon klang nach New Orleans und den Stimmen des amerikanischen Südens, die seit Jahrzehnten schon locken und mit ihrer Melancholie, aber auch mit ihrer Lebensfreude die Seele streicheln. (dhe)